Veröffentlichungen und Dokumente  zum Zeitraum 1914  - 1918 

 

Impulsgedanken vorab:


ICH WEIß EINE WAHRHEIT! Alle andern
Wahrheiten - fort!
Der Mensch soll auf Erden nicht mit dem
Menschen sich schlagen!
Schaut: der Abend, schaut: die Nacht kommt von dort.
Wo denkt ihr hin - ihr Heerführer, Dichter, Liebhaber?

Schon legt sich der Wind, die Erde liegt schon betaut,
Am Himmel erstarren wird der Schneesturm der Sterne,
Und wir? haben auf Erden einander den
Schlaf nur geraubt
 Und werden bald alle schon schlafen unter der Erde.

3. Oktober 1915

Marina Zwetajewa, russ. Dichterin (1892 - 1941)

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> > >  Deutscher Kolonistenfriedhof in Wysoka / Kisielin  (Wolhynien) (Otto Flechtner, 1918)

https://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/jugend1918_2/0414

 


 

Radio-Sendung "WDR-Zeitzeichen"  1.7.2015: https://www.youtube.com/watch?v=aF_d9yow0gA

>>>  Erinnerung an die Zwangsvertreibung der Wolhyniendeutschen

 


Die Verbannung der deutschen Kolonisten 1915 aus Wolhynien war keine kurzfristige Entscheidung in Reaktion auf strategische Niederlagen der russischen Streitkräfte an der Ost-Grenze, vielmehr gab es schon Jahrzehnte vorher Wellen von Hetzkampagnen in der russischen Presse gegen Deutsche. Friedrich Meyer von Waldeck  (1824 - 1899) hat bereits 1877 in einem Aufsatz * den beginnenden „Deutschenhass in Rußland“ beschrieben:  

„…. Die im russischen Reiche zerstreut wohnenden, dort geborenen oder eingewanderten Deutschen theilten das Loos ihrer baltischen Stammesgenossen. Sie wurden als freche Eindringlinge hingestellt, als catilinarische Existenzen, welche Rußland aussaugen, das gute russische Brot umsonst essen und dafür Rußland an das deutsche Ausland verraten.   (…) Noch im Mai 1875 konnte ein Leitartikel der ‚Russischen St. Petersburger Zeitung‘ (ehedem ein kühles verständiges Blatt) in absurdester Weise gegen die Einwanderung Deutscher in Wolhynien auftreten und in dieser Erscheinung eine ernste Gefahr für die russische Nationalität erblicken.  Die ‚Russische St. Petersburger Zeitung‘, noch heute eines der ersten Organe der russischen Presse, fordert die Regierung auf, die Deutschen ohne Weiteres wie die Juden zu behandeln, denen verboten ist, in einem fünfzig Werst breiten Rayon von der Grenze der westlichen Gouvernements sich anzusiedeln und Eigenthum zu erwerben. Hierdurch soll den Deutschen die Einwanderung verleidet werden, dagegen soll man die slavischen Einwanderer, welche aus Oesterreich und der Türkei kommen, möglichst begünstigen. Nebenbei giebt die ‚St. Petersburger Zeitung‘ selbst zu, daß die deutschen Colonisten ihren Beruf gewissenhaft erfüllen und das Land, das früher wüst lag, trefflich bearbeiten.“

 

* „Im neuen Reich – Wochenschrift für das Leben des deutschen Volkes in Staat, Wissenschaft und Kunst“, Herausgeber Dr. Konrad Reichard,  Siebenter Jahrgang 1877, Band 2, Leipzig 1877,  Seite 690 – 702 

online:  https://archive.org/stream/bub_gb_ffAWAAAAYAAJ#page/n3/mode/2up

 

vgl. hierzu auch den Aufsatz von Prof. Karl Lindemann 

"Die Unterdrückung der deutschen Bürger Russlands durch die zaristische Regierung"

in: Wolgadeutsche Monatshefte 1923

https://wolgadeutsche.net/bibliothek/Lindemann_Die_Unterdrueckung.htm

 

Statistik "Völkerverteilung in Westrussland" (1916)

http://elibrary.mab.lt/handle/1/1875

 

Zur weiteren Einordnung:  Überblick zur Nationalitätenpolitik ab dem Beginn des 19. Jahrhunderts:

>>> pdf 358 KB




Frühe Pläne zur Einschränkung von Landbesitz für Kolonisten

 

Die französische Zeitschrift "Le Rappel" berichtet in ihrer Ausgabe vom 26.6.1910 von einem Gesetzesvorhaben der russischen Regierung, mit dem die völlige Überflutung der westlichen Grenzregionen mit deutschen Kolonisten verhindert werden soll. Dort seien  in den Regionen Kiew, Wolhynien und Podolien bereits große deutsche Kolonien entstanden, die - so wird behauptet - quasi-militärisch organisiert seien und ihre Anweisungen vom Pangermanisten-Verband in Leipzig erhielten.

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Die nachfolgende Meldung erschien im  "Journal du droit international privé", 

Ausgabe 1911,  33. Jahrgang Nr. I - II   Seite 1449 / 1450

 

lizenzfrei für private Zwecke – vgl. Erläuterungen zu Digitalisaten der Bibliothèque Nationale de France

http://gallica.bnf.fr/html/conditions-dutilisation-des-contenus-de-gallica

 

 Für eine ausführliche Darstellung der Entwicklung vgl. :

Dr. G. Schmidt "Die russische Regierungspolitik in Bezug auf die Einwanderung, besonders die deutsche"

in: Baltische Monatsschrift, Ausgabe 1911 (53. Jahrgang) Seite 14 - 30 und 101 - 121

Universität Tartu - Online-Bibliothek http://dspace.utlib.ee/dspace/handle/10062/19039

 

Die Werbeaufrufe der königlich preußischen Ansiedlungskommission Anfang des 20. Jahrh. im russischen Reich fanden daher mehrheitlich bei Wolhynien-Deutschen reges Interesse:  

vgl. "Immediatbericht des Oberpräsidenten der Provinz Posen, Wilhelm von Waldow, an Kaiser Wilhelm II. zur Anwerbung von Russlanddeutschen vom 12.07.1903"

 

vgl. hierzu auch: Adolf Eichler   „Die Deutschen Rückwanderer“ 

in: „Geistiges Leben“ – Monatsschrift für die Deutschen in Rußland,   11. Jahrgang, Juli 1913, Heft 7 

Abschrift zum Download  pdf - 54KB 


 

Die "Deutsche Soldatenzeitung" meldet in ihrer Ausgabe vom  2. Juli 1914  (S. 4):

"Seit April haben in Wolhynien 5300  deutsche Kolonistenfamilien ihre Wohnsitze aufgegeben und sind auf preußisches Staatsgebiet übergetreten. Die Auswanderungsbewegung der Deutschen aus dem russischen Südwestgebiet nimmt in Folge der Erschwerung des weiteeren Grund- und Bodenerwerbs dudrch die russische Regierung ständig zu."

Vgl. Staatsbibliothek Berlin - digitale Sammlungen

http://resolver.staatsbibliothek-berlin.de/SBB00014F8200000000

 


 

Enteignungs- und Liquidationsverordnungen 1915

>>> http://www.russlanddeutschegeschichte.de/kulturarchiv/quellen/liqiuidgesetze.htm

>>> Textauszug im Wortlaut (Download-Datei pdf 52 KB)

 

Die deutschen Siedler waren prinzipiell staatstreu - sahen sich also als russische Untertanen auch in der Pflicht, Armee-Dienst zu leisten. Im 1. Weltrieg misstrauten die Russen jedoch den deutschen Siedlern so sehr, das die Soldaten aus den deutschen Kolonien ausschließlich an der türkischen Front eingesetzt wurden. Es soll dort Regimenter gegeben haben, die nur aus deutschen Sodaten bestanden.                                         (vgl Martin Hennig "Die Evangelisch-Lutherische Kirche in Polnisch-Wolhynien", Leipzig 1933, Seite 17)

Faktisch blieben von der Enteignung und Zwangsumsiedlung nur wenige verschont: zum einen die Kolonien der so ganannten Bug-Holländer (die  - zwar deutschstämmig und evangelisch-lutherischer Konfession - nur noch polnisch sprachen und insofern von den Behörden nicht mehr als Deutsche angesehen wurden) und Siedlungen im äußersten Westen Wolhyniens,  die schon in den Einzugsbereich von Kampfhandlungen an der Ostfront geraten waren. Deren Bewohner mussten als Landarbeiter ins deutsche Reich. 

(vgl.  Hugo Karl Schmidt "Die evangelisch-lutherische Kirche in Wolhynien" Marburg 1992, Seite 12;  so auch Friedrich Rink "Das organisierte deutsche Wolhyniertum in Deutschland" in: Deutsche Post aus dem Osten, 1928, Heft 8 Seite 178 - 179)

 

 

Beispiel einer amtlichen Bekanntmachung, die Anfang Juli 1915  durch die Requisitionskommission in Nowograd-Wolhynsk herausgegeben wurde*:

 

„Auf Befehl des Oberbefehlshabers, seiner Kaiserlichen Hoheit, des Großfürsten Nikolaj Nikolajewitsch, macht die auf Grund der Verfügung des Wolhynischen Gouverneurs gebildete Requisitionskommission bekannt:

Aus dem Nowograd-Wolhynsker Bezirk unterliegen der Aussiedlung die deutschen Kolonisten nichtorthodoxen Glaubensbekenntnisses, die außerhalb der Städte leben.

Der Termin für die endgültige Liquidation und Aussiedlung ist bis zum 10. Juli l. J. bestimmt.

Es können an ihren Orten zurückbleiben die Frauen derjenigen Kolonisten, die in unserer kämpfenden Armee stehen, sowie deren Kinder und Mütter.

Den Ausgesiedelten steht das Recht zu, ihr Eigentum mitzunehmen.

Die Wahl des Gouvernements, in denen sich die deutschen Kolonisten ansiedeln wollen, können die Ausgesiedelten selbst treffen; in Betracht kommen alle Gouvernements außer denen, die zum Kriegsschauplatz gehören oder in denen der Kriegszustand erklärt wurde, ebenso die Gouvernements längs des Dnjepr.

Die Marschroute der ausgesiedelten Kolonisten wird von den Polizeibehörden für jede Wolost bestimmt. Eine Abweichung von dieser Marschroute ist nicht zulässig.

In den deutschen Kolonien werden die Flüchtlinge aus Wolhynien zeitweilig angesiedelt, für die entsprechende Wohnungen eingeräumt werden. Letztere werden auch mit dem Abernten und mit der Aufsicht des Vermögens der Ausgesiedelten, das aus irgend einem Grunde zurückgeblieben ist, beauftragt.

Für die an den Flüchtlingen verübten Gewalttaten werden die Kolonisten dem Feldgericht übergeben.

Während der Aussiedlung der Kolonisten sind von der Bevölkerung der deutschen Kolonien aus der Anzahl der deutschen Kolonisten Geiseln genommen worden.

Die Geiseln sind verantwortlich für alle Ordnungsstörer ihrer Glaubensgenossen, der Kolonisten, bis zur Todesstrafe einschließlich und werden auf die ganze Zeit bis zur Vollendung der Aussiedlung  eingekerkert.

Die gesamte Bevölkerung wird davor gewarnt, irgend welches Eigentum der ausgesiedelten Kolonisten, das irgendwie ohne Aufsicht geblieben ist, auf ungesetzlichem Wege zu benutzen – die Schuldigen werden mit den strengsten Strafen des Kriegsgesetzes bestraft."

Vorsitzender der Requisitionskommission des Nowograd-Wolhynsker Bezirks,

Adelsmarschall N. Schabelski. Sekretär I. Brobowski

 

Nach der Verschärfung der Liquidationsverordnung im Dezember 1915 erließ der wolhynische Gouverneur am 22.1.1916 folgenden schriftlichen Befehl:

 

„OBLIGATORISCHE BESTIMMUNG

Herausgegeben aufgrund der Verfügung des Oberbefehlshabers der Armeen der Süd-West-Front für die Bevölkerung des wolhynischen Gouvernements.

1.  Es ist den deutschen Kolonisten verboten, das unbewegliche Vermögen sowie das lebende und tote Inventar an irgend welche Privatpersonen zu verkaufen; ebenfalls wird Privatpersonen verboten, das ebengenannte Vermögen und Inventar bei den Deutschen Kolonisten zu kaufen.

2.  Es ist verboten, das von den ausgesiedelten deutschen Kolonisten zurückgelassene Vermögen zu plündern.

Personen, die sich die Verletzung dieser Bestimmung zu Schulden kommen lassen, werden auf administrativem Wege einer Strafe von 3000 Rubel unterzogen oder mit Gefängnishaft bis zu 3 Monaten bestraft.

Gekaufte oder gestohlene Güter unterliegen der Enteignung."

D. Gouverneur Wolhyniens Skarshinski

22. Januar 1916. Stadt Shitomir

(„Wolhynische Nachrichten“ vom 23. Januar 1916, Nr. 8)

 

*Zitat aus: Samuel Nikel „Die Deutschen in Wolhynien“,  Charkow/Kiew 1935, Seite 49 – 53; als amtliche Bekanntmachung  gemeinfrei gem. § 5 UrhG


Michajlo Kostiuk (Hrsg.) 

"Liqudation wolhyniendeutschen Eigentums  in den Jahren 1915/1916. Namenslisten"

Luzk 2014

(Faksimile-Druck der so genannten Enteignungslisten - in russischer Sprache - ,

veröffentlicht 1915 und 1916 als Beilagen zur wolhynischen Gourvernementszeitung,

Vorwort auch in deutscher und englischer Sprache)

>>>  zu beziehen über den Historischen Verein Wolhynien e.V.

 


 

Berichte zur Zwangsumsiedlung der Wolhyniendeutschen 1915:

 

O. Kessler* zitiert die Schilderung eines namentlich nicht genannten deutschen Pfarrers:

„Allein in Wolhynien lebten 200 000 deutsche Bauern. Aus Nachrichten, die wir von dort erhalten haben, geht hervor, daß alle verschickt sind. Häufig las man in russischen Zeitungen, daß die Kolonisten darum gebeten hätten, ihnen etwas mehr Zeit zur Abwicklung ihrer Geschäfte zu lassen. – Es wurde ihnen stets abgeschlagen; oft mußten sie schon nach 3 Tagen die Heimat verlassen. Da blieb ihnen nichts übrig, als Hausrat und Vieh zu einem  Spottpreise zu verkaufen, einige Lebensmittel auf den Wagen zu laden, die Alten, Kranken und kleinen Kinder darauf zu setzen und mit den letzten Pferden nach Osten zu fahren. Wohin? – Das wußten sie natürlich nicht. Überall, wo sie hinkamen, fanden sie nur Feinde, denn jeder wußte, daß der Deutsche jetzt straflos beraubt werden kann. Fanden sie irgendwo Arbeit und Unterhalt, so hieß es oft nach kurzer Zeit, daß sich unerwünscht viel Deutsche in dem Ort niedergelassen hätten, und sie mußten weiter nach Osten wandern.  War das letzte Brot verzehrt und das letzte Pferd gestohlen, so mußten sie sich als Bettler weiter durchschlagen. In Odessa kamen Tausende dieser Armen an und wurden dort anfangs verpflegt und mit warmer Kleidung ausgerüstet, weil man glaubte, es seien Polen, die vor den deutschen „Barbaren“ geflohen wären. Als es sich aber dann herausstellte, daß es deutsche „Verräter“ waren, erhielt die Polizei den Befehl, ihnen alles wieder abzunehmen.

Es sind natürlich Tausende, namentlich Kinder, bei dieser Wanderung durch Hunger, Kälte und Krankheit umgekommen, während ihre Väter auf dem Schlachtfelde für den Zaren bluteten.

Noch schlimmer ging es denen, die direkt auf ihren Höfen gefangen genommen wurden, oder die die gestellte Frist zum Abwandern nicht eingehalten hatten. Sie wurden in Viehwaggons gesperrt und waren dann oft wochenlang unterwegs, ehe sie im Osten Rußlands irgendwo ausgeladen wurden. Auf der ganzen Reise mußten sie sich selbst ernähren. Die Waggons waren natürlich nicht geheizt. Bis zum Beginn des Frühlings waren etwa 25 000 solcher Verschickten in der Wolgagegend angekommen und dort freigelassen worden. Sie wurden gastfreundlich von den dortigen deutschen Bauern aufgenommen. Leider sind die dortigen Bauern auch sehr arm und in diesem Winter durch häufige Requisitionen ruiniert, so daß sie den Flüchtlingen nicht viel bieten konnten. Außerdem wüten gerade an der Wolga die schlimmsten Epidemien, Flecktyphus, Pocken und auch Pest.

Ein deutscher Bauernsohn, der in der russischen Armee hatte mitkämpfen müssen und für seine Tapferkeit das Georgskreuz bekommen hatte, kehrte zum Krüppel geschossen, in sein Heimatdorf zurück. Als er ankam, war das Dorf eben von Kosaken angezündet worden; die Bewohner wurden alle gefangen fortgeführt, und auch er mit ihnen. Er starb infolge der Strapazen der Reise in Saratow an der Wolga. Seine Leiche konnte dort lange Zeit nicht beerdigt werden, weil sich die zuständigen Behörden nicht darüber einigen konnten, ob er als deutscher Verräter verscharrt oder mit den militärischen Ehren eines Georgsritters beerdigt werden sollte.

  

*Otto Kessler (Hrsg.) „Die Ukraine. Beiträge zur Geschichte, Kultur und Volkswirtschaft“

München 1916, S. 36 - 38, online >>> https://archive.org/details/dieukrainebeitrg00kess  (kein  Copyright ausgewiesen) 

 

vgl. auch:  Liga der Fremdvölker Rußlands (Hrsg.) "Kennen Sie Rußland?" Berlin 1916, Seite 187 - 195; 

französische Fassung:  „La Russie et les Peuples Allogènes“ von Inorodetz 

(Pseud.:   Baron Friedrich von der Ropp, 1879 – 1964)  Bern, 1917

In dieser Veröffentlichung wird berichtet (Seite 194), dass den Siedlern nach Bekanntgabe des Enteignungsgesetzes und Umsiedlungsbefehls keine Frist gewährt wurde zur Veräußerung ihres Besitzes - als Bettler seien sie gezwungen gewesen, nach Osten zu ziehen. Bei ihrem Weg durch russische Dörfer sei ihnen z.T. sogar das notwendige Trinkwasser verweigert worden.  Zum größten Teil habe eine Einzelansiedlung in feindseligen Dörfern in sibirischen Einöden stattgefunden, ein kleinerer Teil - etwa 25.000 - sei an der Wolga freigelassen worden, wo sie ohne jede Versorgung und Unterbringung quasi dem Verhungern preisgegeben worden seien. 

 

Die Österreichische Morgenzeitung berichtet in ihrer Ausgabe vom 19. August 1915:

In  J a f f y   [=Region Moldau] treffen fortgesetzt   F l ü c h t l i n g e   a u s   W o l h y n i e n  und Bessarabien ein, die Einzelheiten über die systematische Vertreibung der Deutschen aus dem südlichen Rußland erzählen. Nicht nur alle deutschen und österreichisch-ungarischen Staatsangehörigen, sondern selbst die Deutschen, deren Familien seit Generationen russische Untertanen sind, werden nach Sibirien verbannt. Der Gouverneur Melnikov von Wolhynien hat einen Erlaß ausgefertigt, der am vergangenen Sonnabend, den 1. August in Kraft getreten ist. Demzufolge ist das Verlassen Rußlands mit härtesten Strafen bedroht. Alle Deutschen aus den Bezirken Rowno, Dubno, Kremenez und Kowel werden von Kosaken ausgehoben und auf offenen Güterwagen nach Sibirien gesandt. Dort, wo Mangel an rollendem Material ist, werden die Bedauernswerten per Etappe zu Fuß transportiert. Auch aus dem Gouvernement Kiew wird das gleiche gemeldet. Selbst die Kolonisten deutscher Abkunft, die von Katharina im Kiewer Bezirk angesiedelt worden sind, müssen Haus und Hof verlassen und den Leidensweg nach Sibirien antreten.

Digitalisate der Zeitung online:   http://www.sbc.org.pl/dlibra/publication?id=133380&from=&dirids=1&tab=1&lp=4&QI=.

 

vgl. weitergehend auch die  Sammlung zeitgenössischer Presse (pdf - 7,9 MB)

 


 

Auszug aus dem Bericht an die parlamentarische Versammlung des Europaparlaments 1994

über die Situation der deutschen ethnischen Minderheit in der Ex-Sowjetunion

http://assembly.coe.int/ASP/Doc/XrefViewHTML.asp?FileID=8175&Language=FR

1.2.1. La première guerre mondiale, la Révolution et l'entre-deux-guerres

11.       La première guerre mondiale altéra considérablement les conditions de vie des Allemands installés en Russie. Ceux qui étaient installés dans une zone de 150 km de large le long de la frontière occidentale de l'Empire russe, de la côte de la mer Baltique et de la mer Noire furent déportés en tant que membres d'une nation ennemie, en vertu d'une loi de 1914.

12.       Quelque 150 000 Allemands de Volhynie furent emmenés à l'Est et beaucoup ne survécurent pas au voyage. La déportation prévue pour le reste de la population allemande n'eut pas lieu en raison de la révolution de 1917. Après l'abdication du tsar Nicolas II en mars 1917, le gouvernement provisoire reconnut les droits civils à tous les habitants de l'Empire russe, ce qui incita les allemands ainsi que les autres minorités à créer des organes nationaux représentant leurs intérêts; (...).


 

Oskar Schulz 

"Die erste Aussiedlung der Wolhyniendeutschen 1915"

>>> Bericht eines Zeitzeugen (3,9 MB - pdf, Link zum  Dokumentenserver der Universität Düsseldorf)

 

Pastor Alfred Kleindienst 

"Der Schicksalsweg der Wolhyniendeutschen"

>>>  Beschreibung im Rückblick (1939)  (Link zur Großpolnischen Digitalen Bibliothek  - djvu-Format, 51 Seiten)

 

Johannes Schleuning

"Aus tiefster Not. Schicksale der deutschen Kolonisten in Rußland"

zweite Aufl.,  Berlin 1922, Seite 14 - 20, 76 - 79

 

Alfred Krüger

"Die Flüchtlinge von Wolhynien"

Plauen 1937

 

engl. Kurzfassung: 

THE 1915 DEPORTATION OF THE VOLHYNIAN GERMANS
 Translated by Adam Giesinger

in: Journal of the American Historical Society ofGermans from Russia,  

Ausgabe Frühjahr 1979, Seite 12 - 15

http://www.ahsgr.org/products/Journal_Files/Journal,_Vol.__2,_No_1.pdf.

 

Friedrich Rink

"Die Vertreibung der deutschen Kolonisten aus Wolhynien 1915/1916"

in: Heimatbuch der Deutschen aus Russland, 1966, Seite 61 - 65

 

Rudolf Deringer 

"Die Ausweisung der deutschen Kolonisten aus Wolhynien"

in: Deutsches Leben in Russland, Berlin 

Ausgabe 1929, Seite 66 - 70, 

Fortsetzung Ausgabe 1930, Seite 3 - 6 

online (djvu-Format):  http://wolgadeutsche.ru/artikel/Deutsches_Leben/DL1_1930.djvu

 

N.N. "Die Verschleppung und Verbannung der Wolhyniendeutschen während des ersten Weltkrieges"              in: Heimatbuch der Deutschen aus Russland 1962, Seite 34 - 37

 

Roland Gross

"Von Art und Herkunft der Winterfelder Kolonisten"

in: Baltische Monatshefte, Riga 1937, Seite 497 - 527, 

hier: Seite 516  - 521: "Grauen und Tod über Wolhynien"

online: Universität Tartu  (Jahresband pdf  57,24 MB)   http://dspace.utlib.ee/dspace/handle/10062/35389

 

Johannes Schleuning

"Die Liquidationsgesetze und die deutschen Wolhynier"

in: Ostdeutsche Monatshefte, Oliva-Verlag, S. 1226 - 1230

 

Erich Schairer

"Die Enteignung der deutschen Kolonisten in Rußland"

in: Das Größere Deutschland. Wochenschrift für deutsche Welt- und Kolonialpolitik" 

Jahrgang 1915, Seite 886 - 892

 

Inorodetz (= Pseudonym Baron Friedrich v.d. Ropp 1879 - 1964)

"La Russie et les peuples allogènes"

Bern 1917, Seite 167 - 175

 

Dittmar Dahlmann

"Die Deportationen der deutschen Bevölkerungsgruppe in Rußland                                                 und in der Sowjetunion 1915 und 1941. Ein Vergleich" 

in: Andreas Gestrich, Herhard Hirschfeld, Holger Sonnabend (Hrsg.) 

"Ausweisung und Deportation. Formen der Zwangsmigration in der Geschichte", 

Stuttgart 1995, Seite 103 - 113

 

Dittmar Dahlmann

"The Russian Germans: A Heterogeneus Minority during the First World War"

in: Panikos Panayi (Hrsg.) "Germans as Minorities during the First World War"

Farnham (UK) 2014, Seite 171 - 188

 


 

zur Geschichte des Wolhynier-Liedes: 

Eckard John „Das Lied als historisches Gedächtnis“

Vortrag / Aufsatz von der 35. Volksliedkonferenz in Kiew,

6. – 11. Juli 2005 (Tagungsdokumentation 2009)

online (pdf -  1,98 MB)  www.mau-nau.org.ua/etnolog/books/zb/35_ibk.pdf      Seite 94 - 109

Melodie nach der russischen Volksweise "Stenka Razin"         >>> youtube (6:45 min)  https://www.youtube.com/watch?v=tWSAbV5EfN0

Melodie:The Seekers "Now the Carnival is over" 1967   >>> youtube (3:03 min)  https://www.youtube.com/watch?v=z4ZipKdI1sY

 


historische Foto-Dokumente des Museums für russlanddeutsche Kulturgeschichte in Detmold: 

>>>  http://russlanddeutsche.de/uploads/tx_hemuseumsarchiv/2009_204.jpeg  

>>>   http://russlanddeutsche.de/uploads/tx_hemuseumsarchiv/2009_198.jpeg

>>>  http://russlanddeutsche.de/uploads/tx_hemuseumsarchiv/2009_199.jpeg

 

 Fotodokument des Deutschen Historischen Museums 

>>> http://www.dhm.de/datenbank/img.php?img=zd007811&format=1

 

>>> Kurzinformation online (Österreichisches Staatsarchiv)

>>> Kriegsfoto: Roszyszcze  http://europeana.eu/portal/record/9200291/BibliographicResource_3000073600015.html

 

>>> Kriegstagebuch (u.a. Wolhynien)

 

>>> Militär-Karte:  Offensive in Wolhynien und Galizien August / September 1915: 

http://www.mapywig.org/m/K.u.K._maps/various/Small_scale_maps/Offensive_in_Wolhynien_und_in_Galizien_1915.jpg

 

Kriegsberichterstattung aus deutscher Perspektive:

Alexander Roda Roda  "Russenjagd"  (1917)

Kapitel 11 - 17:   Berichte aus der Region Wolhynien

online: "Projekt Gutenberg" 

 

Friedensvertrag von Brest-Litowsk  9. Februar 1918

Vertragstext deutsch/englisch  

(pdf - 3,7 MB)    https://archive.org/stream/treatyofpeacesig00ukraiala#page/n1/mode/2up

 


Auszug aus:  Walther Weibel  "Russland - mit 205 Abbildungen", München 1916


 

Kriegskarte 1915 Wolhynien / Galizien   (Stellungslinien, Kampf-Orte)

http://dk.bu.uni.wroc.pl/cymelia/showPicture.htm?docId=8200037480&shortTilesPath=/0/03/034/0347/03471/03471004.jpg

 

 


Anordnung der Zwangsansiedlung von Bauern aus Galizien 

auf den von Deutschen verlassenen Höfen in Wolhynien: 

Meldung in: Deutsche Lodzer Zeitung, Ausgabe 18.7.1915, Seite 2

als amtlicher Text im Sinne des § 5 UrhG gemeinfrei

 

Bekanntmachung.

Im Sinne wiederholt bekanntgegebener Ver-

fügungen befehle ich die sofortige Ausführung

folgender Maßnahmen:

Alle Einwohner in Stadt und

Land sind zur Auswanderung in die

bereits bezeichneten Gebiete des Gouvernements

Wolhynien verpflichtet. Alle landwirtschaftlichen

Geräte, Bauernwagen und alle beweglichen

Sachen, die bei der Auswanderung nicht mit-

genommen oder transportiert werden können,

müssen vernichtet werden. Ebenso sind alle

Vorräte an Brot, Getreide und Mehl, die

von der Bevölkerung nicht mitgenommen werden

können, zu verbrennen. Die Bevölkerung

der auswandernden Gemeinden hat sich den 

Anordnungen des bevollmächtigen Gemeinde-

Vorstands zu fügen. Dieser ist verpflichtet, 

ein Familien-Register, enthaltend alle Personen

- Kinder und Erwachsene - aufzustellen,

zwecks richtiger Verteilung der staatlichen Unter-

stützung. Das Bürgermeisteramt eines jeden

Ortes hat den Tag des Abmarsches der Ein-

wohner bekanntzugeben. Pferde und Vieh

müssen mitgenommen werden. Sollte jemand 

zur Mitnahme seines Viehes nicht imstande

sein, so hat er es anderen Auswanderern

zu übergeben. Wer sich weigert, auszuwandern,

wird mit allen Mitteln zur Auswanderung ge-

zwungen. Die Auswanderer haben sich un-

bedingt und ausreichend mit Lebensmitteln zu

versehen. Zuwiderhandlungen gegen diese Vor-

schrift werden auf das strengste bestraft.

 

Die "Österreichische Morgenzeitung" meldet in ihrer Ausgabe vom 5. September 1915, dass in einem Lager am Fluss Slucz  über 30 000 solcher zwangsausgesiedelten Bauern aus Galizien unter freiem Himmel untergebracht seien. Es soll ein großes Elend herrschen, auch unter den 2000 nach Kiew verbrachten Geiseln.

 


 

Auszüge aus:   « Bulletin quotidien de la presse étrangère »*

(Presseschau des französischen Kriegsministeriums und Außenministeriums)

 

 

Ausgabe 23.4.1916

http://gallica.bnf.fr/ark:/12148/bpt6k62556740/f3.image.r=Volhinie%20.langDE

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Ausgabe 28.6.1916

http://gallica.bnf.fr/ark:/12148/bpt6k6255740j/f9.image.r=volhinie.langDE

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Ausgabe 10.7.1916

http://gallica.bnf.fr/ark:/12148/bpt6k6255752r/f9.image.r=volhinie.langDE

Ausgabe 21.7.1916
http://gallica.bnf.fr/ark:/12148/bpt6k6255763j/f3.image.r=volhinie.langDE

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Ausgabe 6.9.1916

http://gallica.bnf.fr/ark:/12148/bpt6k6235707c/f9.image.r=volhinie.langDE

Ausgabe 25.7.1916                   

http://gallica.bnf.fr/ark:/12148/bpt6k62557676/f5.image.r=volhinie.langDE

* für private Zwecke lizenzfrei - vgl. http://gallica.bnf.fr

 


Weitere Presseberichte aus der Zeit ab 1913 über Kriegsvorbereitungen und -ereignisse   - mit Bezug zu Wolhynien - 

können recherchiert werden über die (Zeitschriften)Datenbank der Schweizerischen Nationalbibliothek

mit dem Suchwort "Volhynie"

http://newspaper.archives.rero.ch/Olive/ODE/FDV_FR/

 

z.B.  Journal et Feuille d’Avis du Valais  

  • Ausgabe vom 4.2.1913 über die Mobilmachung Russlands in der Region Kowel, Luzk, Rowno, Dubno, Kremeniec, Ostrog  (Text: französisch)
  • Ausgabe vom  30. September 1915 über Kampfhandlungen in der Region Luzk und Dubno  (Text: fanzösisch)  

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letzte Änderung 01.01.2019